Ein paar Gedanken zur Taufe... |
Interessant wird es nun, wenn Christen aus der Landeskirche und Christen aus Freikirchen aufeinandertreffen und sich darüber bewußt werden, daß sie unterschiedliche Auffassungen haben. Oder wenn jemand, der als Säugling getauft wurde, aber erst später eine Hinwendung zum Glauben erlebt hat, sich die Frage stellt, wie er sich zu seiner Säuglingstaufe stellen sollte.
Dieser Text stammt von einem Freikirchler, nämlich einem Baptisten. Das möchte ich auch gar nicht verstecken. Ich bemühe mich dennoch, niemanden zu etwas zu "überreden".
Für mich ist das eine der zentralen Stellen, in denen die Bedeutung der Taufe deutlich wird. Gleichzeitig ist es von der Aussage her klar, warum man sich nur einmal taufen lassen soll: Denn auch Jesus ist nur einmal für unsere Schuld gestorben und nur einmal zu einem neuen Leben wiederauferstanden.
Mehr noch bei der Passage aus Römer 6: Das Mithineingenommensein in den Tod Jesu, das Mitaufstehen zu einem neuen Leben trifft bei einem Menschen hundertprozentig zu, der diese Erfahrung selbst gemacht hat, der eine persönliche Hinwendung zu Jesus Christus erlebt hat und von Gott mit einem neuen Leben beschenkt wurde.
Als jemand, der selbst einer Baptistengemeinde angehört, ist dieser
Standpunkt nicht überraschend. :-)
Daß die Glaubenstaufe mehr im Sinne der biblischen Texte ist,
habe ich jedoch schon lange Zeit so gesehen, bevor ich selbst die Entscheidung
dazu getroffen habe.
Ist es keine Wiedertaufe, wenn sich jemand, der bereits als Säugling
getauft ist, nochmals taufen läßt?
Eine ebenso gute wie wichtige Frage. Tatsächlich hat sie
mich auch persönlich längere Zeit beschäftigt. Ich
bin zu dem Resultat gekommen, es auf eine Entscheidung zuzuspitzen:
Entweder, man kann seine Säuglingstaufe als vollgültige Taufe
im Sinne der Bibel akzeptieren. Dann muß man in der Tat
sagen, daß man bereits getauft ist und sollte sich nicht nochmals
taufen lassen. Oder man kommt zu dem Schluß, daß
man seine Säuglingstaufe nicht in diesem Sinne als richtige Taufe
anerkennen kann. Dann wäre die logische Konsequenz, sich als
nicht getauft anzusehen und sich dementsprechend taufen zu lassen.
Bei mir hat sich die Waage immer mehr in Richtung der zweiten Möglichkeit
geneigt, bis schließlich der Punkt gekommen war, den logischen Schritt
daraus zu gehen. Und ich habe erlebt, daß Gott mich darin
bestätigt hat.
Ist die Taufe denn unbedingt heilsnotwendig?
Dafür kann ich in der Bibel keine Grundlage erkennen. Die Schlußworte des Markusevangeliums sprechen davon, daß derjenige, der glaubt und getauft wird, selig werden wird, derjenige, der aber nicht glaubt, verdammt werden wird. D.h. entscheidendes Kriterium ist hier, wie auch in anderen Bibelstellen, der Glaube. Der Schächer am Kreuz, neben Jesus, hatte nicht mehr die Möglichkeit, sich taufen zu lassen. Dennoch hat Jesus im zugesagt, noch am selben Tag bei ihm im Paradies zu sein.
Es scheint aber der Regelfall bei den ersten Christen zu sein, daß
diejenigen, die sich für den Glauben entschieden haben, sich auch
taufen lassen. Ein bekanntes Beispiel dafür (und eine baptistische
Lieblingsstelle :-) ist der Kämmerer aus Äthiopien, Apostelgeschichte
8. Nachdem ihm Phillipus das Evangelium erklärt hat, fragt der
Kämmerer schließlich: "Siehe, da ist Wassser;
was hindert's, das ich
mich taufen lasse?"
Hat man im Neuen Testament nicht auch immer wieder Familien getauft, darunter sicher auch Säuglinge?
So wird für die Säuglingstaufe argumentiert. Tatsächlich ist im Neuen Testament an keiner Stelle explizit davon die Rede, daß Kinder und Säuglinge getauft wurden. Es handelt sich also um ein Argument, das im wesentlichen auf Spekulation aufbaut. Auch ist es von den Textstellen nicht unbedingt gedeckt. Betrachten wir die Stelle, wo der Kerkermeister seine Gefangenen Paulus und Silas fragt, was er tun muß um gerettet zu werden, und schließlich sich und die Seinen taufen läßt (Apostelgeschichte 16): Da ist in Vers 32 explizit davon die Rede, daß Paulus und Silas allen, die im Hause waren, das Wort des Herrn sagten.
Es ist eine absurde Vorstellung, daß sie sich dazu über ein Kinderbett gebeugt haben und dem Säugling die Worte, die er nicht verstehen konnte, ins Ohr gesagt haben, um ihn taufen zu können. Mir erscheint der Versuch, die Säuglingstaufe so aus der Bibel zu begründen, als sehr vage und konstruiert.
Der geschichtliche Befund ist meines Wissens so, daß die Säuglingstaufe
erst in späteren Jahrhunderten aufkommt. Schon recht bald, gewiß,
aber doch mit einer zeitlichen Lücke.
Was würdest Du sagen, soll ich mich taufen lassen?
Ich halte es für ungemein wichtig, daß eine Entscheidung zur Taufe bewußt und aus eigenem Willen getroffen wird. Laß' Dich bitte nie taufen, weil irgendjemand meint, Du solltest.
Setze Dich selbst mit dem Thema auseinander, lies' in der Bibel,
bete. Schalte aus, was Dich in Deiner Wegfindung von außen
beeinflussen will. Familientradition hat darin nichts zu suchen.
Ebensowenig die Meinung von Bekannten oder die des Pastors. Laß'
Dich nicht glaubenstaufen, weil Deine Freunde es auch alle sind und
Deine Eltern meinen, nun wärst Du aber langsam dran. Laß'
Dich nicht von der Glaubenstaufe abbringen, weil es in der Familie nicht
üblich ist und die Verwandtschaft vielleicht die Nase rümpfen
könnte.
Sicher, manchmal ist es schwierig. Gerade, wenn die Eltern Dich
haben bewußt taufen lassen, fühlen sie sich vielleicht durch
die eigene Taufentscheidung ein Stück weit zurückgestoßen.
So als sei ihr Schritt nicht gut genug gewesen. Da erfordert es dann
Behutsamkeit und einen liebevollen Umgang.
Triff eine eigene Entscheidung, und sei Dir in Deiner Entscheidung gewiß.
Egal, in welcher Richtung sie ausfällt.