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Zuletzt geändert: 25.12.1997

Universell, kosmisch, "urchristlich" -

Was steckt hinter dem "Universellen Leben"?


Kaum eine andere Religionsgemeinschaft trägt so plakativ den Anspruch vor sich her, urchristlich zu sein (also: sich an den ersten Christen zu orientieren), wie das "Universelle Leben". Und bei kaum einer anderen Religionsgemeinschaft ist dieser Anspruch gleichzeitig so unberechtigt.

Die Grundlage dieser auf die selbsternannte Prophetin Gabriele Wittek zurückgehenden Gemeinschaft ist frühzeitig spiritistisch:

"Als sie [G.Wittek] ein halbes Jahr später, am Weihnachtsabend 1974, eine geschenkte 'holzgeschnitzte Figur' betrachtete, seien in ihrem Inneren 'ganz deutlich' die Worte zu hören gewesen: 'Ich bin dein geistiger Lehrer, Bruder Emanuel'". Bei diesem habe es sich um den 'Cherub der Göttlichen Weisheit' gehandelt, der ihr fortan als 'Verantwortlicher Diener des Herrn in Seinem Heimholungswerk zur Seite gestanden sei."

(Alle Zitate stammen, soweit nicht anders angegeben, aus "...neben den Kirchen" von Rüdiger Hauth, 10. aktualisierte Neuauflage 1995, dort finden sich auch jeweils die Originalquellen.)

Es melden sich weitere "Wesen": Der "Schutzgeist Hierlya", der "Lehrengel Liobani" und andere "Engel des Herrn". Außerdem will Frau Wittek telepathischen Kontakt mit

"dem ausserirdischen Weltraumfahrer und 'Allbruder Mairadi' von dem 'teilmateriellen' Planeten 'Maiami-Chuli' aufgenommen [haben], dessen Körper ebenso wie sein Heimatplanet 'nicht so schwer verdichtet sei wie der Körper der Menschen und ihr Planet Erde'". (...neben den Kirchen, S.375f.)

1977 verläßt Frau Wittek mit ihrem Mann die katholische Kirche und gründet das "Heimholungswerk Jesu Christi" (HHW). Nach der seinerzeit herausgegebenen Schrift "Das Nachschlagewerk der Geistigen Welt für die Menschen" mit der Auffassung, "daß Jesus Christus sich 'mediale Menschen' als 'Sprachrohre' ausgesucht habe, um ihnen das 'geistige Wort' zu geben" (S. 377). In der Anfangszeit wird das HHW von zunächst vier "medialen" Menschen geleitet, Peter Weltner, Karin Scharrer, Edeltraut Korn und Gabriele Wittek, wobei sich die letztgenannte später an die Spitze des HHW setzt und ihre "Konkurrenten" verdrängt.

Ihr zunehmender Aufstieg führt im Januar 1980 bereits zu dem Anspruch: "Jesus Christus offenbart sich erneut durch eine Prophetin unserer Zeit". (HHW, Jesus Christus spricht durch eine Prophetin unserer Zeit zu seinem Volk, Burghausen, 27.1.1980, Hervorhebung zugefügt).

Seit 1984 wird die Gruppierung unter "universelles Leben" geführt.

Der Verein tritt mitunter recht aggressiv auf, der angestrebte "innere Weg" ist laut des Buches von Hauth als "gefährliche Psychotechnik manipulativer Bewußtseinskontrolle" zu sehen. Das "Universelle Leben" spricht sich vorsichtshalber von Folgen frei:

"Es sei ... ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß der Umgang mit den höchsten Kräften des Universums im Innersten des Menschen nicht ganz ungefährlich ist für den, der sich der Führung des Herrn nicht absolut anvertraut und meint, eigene Wege gehen zu müssen. Ich habe von den Einschränkungen und möglichen Gefahren Kenntnis genommen und stelle die Kursverantwortlichen von jeglicher Haftung im Zusammenhang mit dem Meditationskurs frei." (...neben den Kirchen, S. 392)

Was sich weniger umschrieben bedeutet, daß absoluter Gehorsam gefragt ist und daß man alle möglichen, aus dem "Kurs" entstehenden Probleme auf seine eigene Verantwortung nimmt.

"Das von den UL-Verantwortlichen als durchaus realistisch erkannte Problem einer Gefährdung der Menschen durch die UL-Techniken wird durch ein Psychologisches Gutachten des Würzburger Diplompsychologen Alfred Spall wissenschaftlich untermauert, wobei Spall auch auf die möglicherweise strafrechtlich gegebene Relevanz hinweist." (...neben den Kirchen, S. 392)

Auf der Homepage des Universellen Lebens findet sich eine umgeschriebene Version der Bibel mit dem Titel "Das ist mein Wort, Alpha und Omega. Die Christus-Offenbarung, welche die Welt nicht kennt." Als wäre die darin enthaltene Verfremdung und freimütige Ergänzung biblischer Inhalte noch nicht genug, finden sich fortlaufend eingestreute Passagen, die mit "Ich, Christus, erkläre, berichtige und vertiefe das Wort" beginnen. In auffälligem Kontrast zu dieser Einleitung enthalten die vermeintlichen "Erklärungen" stattdessen einen an Worthülsen reichen Esoterik-Babble.

Zusammenfassend kann man festhalten, daß diese Gemeinschaft

keinesfalls als urchristlich bezeichnet werden kann. Sie ist nicht einmal christlich. Aus dem "urchristlich", das so in den Vordergrund geschoben wird, kann man also getrost und guten Gewissens an jeder Stelle ein "unchristlich" machen.


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